Dokumentation: 4. Tag der Kitaverpflegung in NRW 2018

- Veranstaltungsdokumentation -
Die Fachtagung zum 4. Tag der Kitaverpflegung in NRW am 05.07.2018 im LWL-Landeshaus in Münster setzte den Schwerpunkt auf das Thema Kommunikation.
4. Tag der Kita-Verpflegung in NRW
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Klaus-Heinrich Dreyer, Referatsleiter „Jugendförderung und Tagesbetreuung“ beim Landschaftsverband Westfalen-Lippe, Sarah Kühling vom Ministerium für Kinder, Familie, Flüchtlinge und Integration NRW, Ingrid Köth-Jahr, Referatsleiterin im Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz NRW und Ulrike Schell, Mitglied der Geschäftsleitung der Verbraucherzentrale NRW eröffneten den Tag und betonten mit ihren Beiträgen die große Bedeutung und die damit verbundenen Herausforderungen einer Qualitätsentwicklung in der Kitaverpflegung.


Unter dem Motto "KOMMUNIKATION: Der Schlüssel zu einem gelungenen Essalltag" diskutierten die rund 130 Teilnehmer/-innen der Fachtagung mit Experten und Praxispartnern.

Essen und Trinken sind alltägliche Handlungen und finden immer und überall statt. Frühkindliche Esserlebnisse prägen uns bis in das hohe Erwachsenenalter und bedürfen da-her der besonderen Beobachtung. Viele dieser Erlebnisse finden in der Kindertagesbetreuung statt. Ein bewusster Umgang mit kindlichen Verhaltensweisen während der Mahlzeiten stellt daher eine wichtige Voraussetzung für eine erfolgversprechende Ernährungsbildung dar.

Die Praxis zeigt, dass ein gelungener Essalltag nur gemeinsam im Team und in Erziehungspartnerschaft mit den Eltern bewältigt werden kann. Doch wie gelangt man zu einheitlichen Vorgehensweisen bei individuellen Herausforderungen? Neben den verschiedensten kindlichen Charakteren, Wünschen und Erwartungen von Eltern spielen auch eigene Präferenzen und Essbiografien im Kita-Team eine wichtige Rolle. Daher ist es wichtig, mit einer Stimme zu sprechen und im Team Strategien zu entwickeln, die von allen mitgetragen und nach außen kommuniziert werden können.

Die Veranstaltung fand in Kooperation mit dem Landschaftsverband Westfalen-Lippe statt.

Vortrag: Essen ist und braucht Dialog

Dr. oec. troph Dorle Grünewald-Funk

Welches Essen brauchen Kinder zum gesunden Aufwachsen? Kaum eine Frage wird so kontrovers im Kita-Team diskutiert und auch so kontrovers von den Eltern an Kitas herangetragen wie gesundes Essen und Trinken für die betreuten Kinder. Kein Wunder, denn jeder hat eine persönliche und kulturell bedingte Essbiographie und ist überzeugt, dass der eigene Weg der richtige ist.

Doch Kitas kochen für die Kinder und nicht für die Erwachsenen. Deshalb ist eine Differenzierung zwischen den persönlichen Gewohnheiten und einer professionellen Haltung aller beruflich mit dem Thema Beschäftigten notwendig. Gesundes Verpflegungsangebot und Ernährungsbildung brauchen eine professionelle Sicht auf Basis von einheitlichen wissenschaftlichen Empfehlungen.

Warum ist das erforderlich? Kinder lernen durch Beobachtung und Erfahrungstraining. Jede Mahlzeit „spricht“ deshalb mit den Kindern. Wie beim Spracherwerb buchstabieren wir bei jeder Mahlzeit das „Alphabet“ des gesunden Essens. Essen ist also ein Dialog mit anderen Mitteln. Gesundes Essen und "gerne satt werden" brauchen aber auch den Dialog. Ein fachlicher Austausch mit allen Akteuren die das tägliche Umfeld der Kita-Kinder gestalten – Träger, Kita, Eltern, Küche und/oder Caterer - ist notwendig, damit ein gesundes Verpflegungsangebot umgesetzt werden kann.

Dies betrifft Vereinbarungen darüber, welches Angebot auf welchem Qualitätsniveau (z.B. DGE-Qualitätsstandard) verwirklicht wird und den partizipativen Dialog zur Umsetzung z.B. an einem Runden Tisch. Gleichzeitig sollten die Kinder beteiligt und ihre Wünsche berücksichtigt werden. Ein gesundheitsförderliches Verpflegungsangebot und Ernährungsbildung nicht als Einzelaktion, sondern als dauerhaftes alltägliches Angebot, sind wichtige Elemente von Kita-Qualität.

Gesprächsrunde: Kommunikation für einen gelungenen Essalltag

DRK-Kita Wirbelwind aus Münster

In der Gesprächsrunde gewährte Frau Hahne-Koschmieder den Teilnehmern Einblick in Ihren Kita-Alltag und berichtete von zwei Herausforderungen, im Team getroffene Entscheidungen nach außen, also an die Eltern zu kommunizieren.

Im Rahmen einer „Süßigkeitenfreien Kita“ sollte auch der Geburtstagskuchen abgeschafft werden und durch eine attraktiv gestaltete Obstpause ersetzt werden. Dies wurde den Eltern mit einem Elternabends erläutert und dank guter und transparenter Argumente von allen schnell akzeptiert. Nicht ganz so glatt lief die Kommunikation der Entscheidung, ein bisher wöchentlich stattfindendes Müsli-Buffet aus personellen Kapazitätsgründen abzuschaffen. Zwar wurde mehrfach seitens der Eltern bedauert, dass die Kinder nun freitags kein Müsli mehr essen können, doch Eigeninitiative der Eltern, ihren Kindern nun einfach Müsli anstatt Butterbrot einzupacken, oder gar bei der Bereitstellung des Müslis in der Gruppe zu unterstützen, war bis auf eine Ausnahme leider nicht erkennbar.

Kita- und Schulverpflegung in Münster GESUND & LECKER

Frau Diedenhofen aus dem Gesundheits- und Veterinäramt der Stadt Münster griff die Problematik auf und stellte dar, welche Unterstützungsmöglichkeiten ein Träger in solchen Fällen bieten kann. Der vom Gesundheits- und Veterinäramt erstellte „Qualitäts- und Hygieneleitfaden für die Verpflegung in städtischen Kindertageseinrichtungen“ stieß dabei bei den Teilnehmern auf besonderes Interesse. (https://www.stadt-muenster.de/gesundheit/kitas-und-schulen.html)

Projekt Kita-MOVE (MOtivierende KurzinterVEntion mit Eltern im Elementarbereich)

Die Ausführungen von Frau Fiedler zum Projekt Kita-MOVE komplettierten die Gesprächsrunde. Kita-MOVE ist ein Fortbildungsprogramm zur motivierenden Gesprächsführung und richtet sich an pädagogische Kräfte aus dem Elementarbereich und dem Bereich Frühe Hilfen. Sie werden geschult, Eltern mit kurzen Interventionen zur Änderung problematischer Verhaltensweisen zu motivieren. Am Beispiel „Süßigkeiten in der Frühstücksbox“ erläuterte Frau Fiedler die mögliche Vorgehensweise bei der Elternansprache sowohl aus dem Blickwinkel der pädagogischen Kraft als auch aus Sichtweise der Eltern. Weitere Informationen zu Kita-MOVE finden Sie hier (https://www.kita-move.de/).

Vortrag: Mit Eltern im Gespräch – hilft das Verpflegungskonzept?

Prof. Dr. Holger Hassel, Hochschule Coburg

Essen und Trinken bei Kindern ist für viele Eltern ein emotionaler Bereich und daher sensibel zu behandeln. Um Veränderungen beim Verpflegungsangebot in der Kita besser zu kommunizieren und/oder Konflikte zu diesem Thema zu vermeiden oder zu lösen, beschäftigte sich der Vortrag von Herrn Prof. Dr. Hassel mit der Fragestellung, wie ein Verpflegungskonzept dem Kita-Team bei der Kommunikation mit Eltern weiterhelfen kann.

Als Einführung in die Thematik wurde die Frage nach der eigenen Essbiografie und den Prioritäten bei der Esserziehung diskutiert. So individuell wie die Meinungen und Vorstellungen zu Essen und Erziehung sind, so können auch Verpflegungskonzepte individuell gestaltet sein. Es geht darum, Dinge, die dem gesamten Kita-Team wichtig sind, festzuhalten und Argumente zu sammeln, warum diese für jedes einzelne Kind von Bedeutung sind. So ergibt sich eine Nutzenargumentation für das Elterngespräch zum „Ess- und Genussfahrplan“ der Einrichtungen, welche die Entscheidungen der pädagogischen Kräfte transparent macht und die positiven, gesundheitsförderlichen Aspekte hervorhebt. Beinhalten kann das Konzept z. B. das Speisen- und Getränkeangebot, die Gestaltung der Mahlzeiten, Regeln für Feste und Geburtstage und/oder die Einbeziehung der Kinder bei der Zubereitung von Mahlzeiten.

Bei der Kommunikation mit Eltern bezüglich des Verpflegungskonzeptes geht es auch um das Aushandeln von Regeln. Wichtig ist es, die Eltern zu diesem Thema abzuholen, d. h. nicht direkt mit den Vorstellungen des Teams zu konfrontieren und die Wünsche und Vorstellungen der Eltern zu berücksichtigen. Hilfreich kann es für das erste Gespräch sein auch die Eltern an die eigene Kindheit und eigenen Essgewohnheiten zu erinnern. Die Akzeptanz der Eltern für Veränderungen im Verpflegungsangebot von Kitas kann durch ein Verpflegungskonzept gefördert werden. Wichtig ist, dass für die Eltern ein klar erkennbarer Nutzen für die Kinder vorliegt und das gesamte Kita-Team hinter dem Konzept steht.

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